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Hinter den Kulissen der Bahn: Wie Menschen Strecken, Züge und Fahrgäste zusammenhalten

27. November 2025

Menschen statt Technik allein: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bahn halten den Verkehr am Laufen

Marode Gleise, veraltete Stellwerke und steigender Fahrgastdruck machen die Deutsche Bahn in vielen Regionen zur Herausforderung. Doch jenseits von Schlagzeilen und Verspätungsstatistiken stehen Menschen, die täglich dafür sorgen, dass Züge rollen, Wagen gefahren und Halte sauber bleiben. Ein Reporterteam war in Sachsen-Anhalt unterwegs und hat Lokführer, Werkstatttechnikerinnen, Reinigungskräfte und Kundenbetreuer begleitet.

Millioneninvestition für eine zentrale Ost-West-Achse

Die Magistrale von Halle über Röblingen, Eisleben und Sangerhausen bis nach Eichenberg ist essenziell für den Güterverkehr nach Westen. Jahrzehntelange Unterinvestitionen hinterlassen 34 mechanische Stellwerke, die bisher durch viele einzelne Fahrdienstleiter bedient werden mussten. Wenn nur ein Stellwerk nicht besetzt ist, kann die gesamte Strecke lahmgelegt werden. Die Antwort der Bahn: eine umfassende Korridorsanierung mit neuen Gleisen, Oberleitungen und moderner Stellwerkstechnik. Aus den 34 alten Schaltwerken sollen 14 elektronische Zentralen werden, gesteuert von wenigen Fahrdienstleitern aus zwei Leitstellen. Insgesamt sind rund 800 Millionen Euro für die Strecke geplant, erste Bauabschnitte sollen 2026 fertig sein, die vollständige Erneuerung bis 2028 abgeschlossen werden.

Rund um die Uhr: Die Werkstatt als Herzstück

In Magdeburg-Buckau zeigt sich, wie sehr der Betrieb von engagierten Teams abhängt. Rund 60 Beschäftigte arbeiten in der Werkstatt, die Züge alle vier Wochen zur Durchsicht übernimmt. Von Routinekontrollen bis zu aufwändigen Reparaturen arbeiten die Teams im Schichtbetrieb, um Fahrzeuge schnellstmöglich wieder einzusetzen. Die Folge von Vandalismus und Wildunfällen verzögert diese Abläufe immer wieder: 32 300 Vandalismusfälle in Zügen meldete die Bahn für 2024, graue Zahlen, die für mehr Arbeit und längere Ausfallzeiten sorgen.

Reinigung ist mehr als Putzen

Uwe Ruhbaum und seine Kolleginnen kümmern sich seit Jahren um verschmierte Polster, Graffiti und hinterlassene Abfälle. Ihre Arbeit beginnt oft schon auf den Bahnsteigen, wo sie groben Schmutz entfernen und Schäden melden, und endet in der Halle, wo Spezialreinigungen Stunden dauern können. Trotz häufiger Beleidigungen und mangelnder Wertschätzung sagen viele von ihnen, dass sie ihren Job gern machen, weil am Ende ein sauberer, einsatzbereiter Zug steht.

Fahrerinnen und Fahrer: Verantwortung auf der Frontlinie

Der 22-jährige Triebfahrzeugführer Sean Appel ist ein Beispiel dafür, wie junge Menschen ihren Beruf als Berufung leben. Auf seinen Fahrten zwischen Magdeburg, Wittenberge und Halle verbindet er technische Kompetenz mit hoher Aufmerksamkeit für Fahrgäste und Fahrplan. Teamleiter berichten, dass neue Kolleginnen und Kollegen dringend gebraucht werden: Allein im kommenden Jahr sollen 30 neue Lokführerinnen und Lokführer in Sachsen-Anhalt dazukommen.

Sicher unterwegs: Kundenbetreuerinnen zwischen Service und Risiko

Kundenbetreuerinnen und -betreuer sind häufig das sichtbare Gesicht der Bahn, doch sie erleben zunehmend Aggressionen. Mehr als 3 300 Übergriffe in Zügen meldete die Bahn im vergangenen Jahr. Viele Beschäftigte tragen inzwischen Bodycams, um Situationen zu dokumentieren und sich zu schützen. Ausgebildete Selbstverteidigungskurse und Deeskalationstrainings sind auf dem Vormarsch, initiiert von Praktikern aus dem Alltag, um Sicherheit und Handlungssicherheit zu erhöhen.

Was bleibt

Die technische Modernisierung einer Strecke kann viel verändern: weniger Ausfälle, höhere Leistung und effizientere Abläufe. Noch größer ist der Beitrag jener Menschen, die Züge warten, reinigen und steuern. Ihr Einsatz und ihre Professionalität sind entscheidend dafür, dass Millionen Pendlerinnen und Pendler täglich ihr Ziel erreichen. Die anstehenden Bauarbeiten in Sachsen-Anhalt werden den Alltag vieler Beschäftigter verändern, doch sie bieten auch Perspektiven: neue Technik, modernisierte Abläufe und bessere Zuverlässigkeit für Fahrgäste.

Der Bericht stützt eine Nachricht von: mdr.de

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