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DB Cargo plant Werksschließungen: Rostock, Osnabrück und Hamburg-Billwerder im Fokus

24 September, 2025

Rostock, 27.08.2025

Die kriselnde Güterbahntochter DB Cargo will in großem Stil Werkstätten schließen und damit Personal abbauen. Betroffen sind nach dpa-Informationen bundesweit zehn von 15 Standorten, darunter mehrere in Norddeutschland. Die Maßnahme ist Reaktion auf eine neue EU-Regelung, die staatliche Verlustausgleiche untersagt und DB Cargo vor die Forderung stellt, defizitäre Werke bis zum kommenden Jahr wieder profitabel zu betreiben.

Hintergrund und Zahlen

DB Cargo verzeichnete im ersten Halbjahr 2025 einen Rückgang der transportierten Mengen um zehn Prozent und einen Umsatzrückgang um neun Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Zugleich haben private Anbieter im deutschen Güterverkehr deutlich zugelegt und halten inzwischen etwa 60 Prozent des Marktes. Bisher wurden Defizite der Cargo-Tochter vom Mutterkonzern Deutsche Bahn ausgeglichen; diesen Ausgleich unterbindet die EU nun.

Betroffene Standorte und Folgen

Im Norden Deutschlands sollen unter anderem die Werke in Rostock, Osnabrück, Emden und Hamburg-Billwerder geschlossen werden. Der Standort Seelze bleibt nach Unternehmensangaben erhalten, verliert allerdings die Wagen-Instandhaltung und wird künftig nur noch Loks warten. Insgesamt drohen laut Informationen rund 170 Stellenverlusten.

Rostock im Zentrum des Streits

In Rostock am Überseehafen arbeiten derzeit rund 40 Menschen im DB-Cargo-Werk; vor zwei Monaten waren es noch 55. Viele Beschäftigte haben bereits Abfindungen oder Vorruhestandsregelungen angenommen, weil die Schließungsbefürchtung lange präsent ist. Der Betriebsratsvorsitzende Thomas Pfarr erklärte dem NDR, er könne die Pläne für Rostock strategisch nicht nachvollziehen, zumal die DB-Tochter InfraGo den Güterverkehrsbahnhof am Überseehafen derzeit für rund 300 Millionen Euro modernisiert. Der Ausbau soll 2029 abgeschlossen sein.

Widerstand der Gewerkschaften

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG kündigte Widerstand an. EVG-Vizechefin Cosima Ingenschay warf der DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta vor, Arbeitsplätze aus Kostengründen ins Ausland verlagern zu wollen und sprach von Tarifflucht in der Praxis. Die Lokführergewerkschaft GDL nannte die Vorgänge einen Skandal und kritisierte, dass Betriebsräte nicht angemessen in die Entscheidungen einbezogen wurden. Betriebsräte warnen zudem vor negativen Folgen für Betriebsabläufe: Mit weniger Werkstätten sei mit mehr Leerfahrten und Verspätungen zu rechnen.

Verfahren und Aussicht

Der Betriebsrat in Rostock will die Beschäftigten am Donnerstag informieren; ab Montag beginnen formelle Verhandlungen zwischen Unternehmen und Arbeitnehmervertretern. Im Sparplan von DB Cargo ist für Rostock eine Fußnote vermerkt, die Spielraum für eine Lösungsfindung signalisiert. Ob dies konkrete Chancen für den Standort eröffnet, bleibt offen und hängt von den anstehenden Gesprächen ab.

Für die betroffenen Beschäftigten und die Logistik in Norddeutschland steht viel auf dem Spiel: Es geht nicht nur um einzelne Arbeitsplätze, sondern um die Struktur der Instandhaltung im deutschen Güterverkehr und um die Frage, wie die Infrastrukturstrategie der Bahn mit den neuen EU-Regeln in Einklang gebracht werden kann.

Originalquelle: ndr.de

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